Umsiedlung Aktuell - Bitte helfen Sie

Nachricht 01. Februar 2023

Hier finden Sie Aktuelles zur Entwicklung bei den Umsiedlungen in der Region entlang der Godavari. Seit 2004 verfolgen wir zuerst die Planungen, dann die Durchführung des Megaprojektes vom Indira Sagar Staudamm bei Polavaram. Die Menschen in unserer Partnerkirche sind zusammen mit einer halben Millon anderer, meist Adivasi, unmittelbar von der Umsiedlung (teilweise auch Vertreibung) betroffen. Bitte beten Sie für sie für diese Menschen.

Von der aktuellen Entwicklung beim Staudammbau (auch mit jeweils aktuellen Zahlen) erfahren Sie hier mehr ...  (letzter Stand: 17. April 2023)

Bitte lesen Sie auch den Brief der GSELC ganz unten auf dieser Seite.

Unsere Geschwister bitten um Hilfe!

Entwurzelt neu beginnen ... Dank und Bitte um weitere Spenden

Seit September 2022 konnten wir Dank des großzügigen Einsatzes der Familie Viebrock über den Verein "Viebrock Hilfsprojekte e.V." mit einem Dorfentwicklungsprogramm beginnen. 30.000 € stehen dafür zur Verfügung. Die 220 Familien der inzwischen umgesiedelten Kolonie "Neu Koida" sollen Unterstützung bekommen, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Dazu werden sie beim Bau von Hofeinfriedungen und dem Anlegen von Gemüse- und Fruchtgärten unterstützt. Die erlangten Fähigkeiten sollen später auch anderen Kolonien zugute kommen und Arbeitsplätze schaffen. Durchgeführt wird das Projekt in Indien von Sozialarbeiter Krishna Rao und dessen NGO SEWAA in enger Zusammanarbeit mit der GSELC.

Wir danken der Familie Viebrock und dem Verein. Allerdings war das Projekt eigentlich auf 80.000 € angesetzt und es bleibt noch vieles zu tun: Brunnen für die Feldberegnung, Kauf von Land und Pflanzen zum Anlegen einer Plantage für Bambus (daraus soll eine Zaunproduktion enstehen, die langfristig Einkommen sichert), weitere Umzäunungen, Kleintierbeschaffung, Schul- und Nachhilfeprojekte. Sollten Sie dafür einen Beitrag leisten können, überweisen Sie diesen bitte mit dem Vermerk "Neu Koida" auf das Indien-Konto des FMD e.V.

Die Menschen entlang der Godavari mussten zwar keinen Krieg erleben - aber auch sie sind völlig entwurzelt und (anders als bei Kriegen) sie werden niemals wieder zurück in ihre Heimat können. Das Foto zeigt eine Abordnung der Gemeinde im Gebet nach konkreten Planungen zur Dorfentwicklung.

Viel Dank für Hilfe aus Deutschland ...

Im Januar 2023 bereiste eine kleine Delegation die Colonien. In Neu Koida stehen Zäune, sind Höfe begrünt und die Leute haben sich ihre Wohnstätten schön gemacht. Das komplette Dorf ist bereits umgesiedelt worden, die Männer sind jedoch meist auf ihren alten Feldern, um diese noch zu bestellen, so lange der Stausee nicht geflutet wird. Anders geht es den Leuten aus Chiguramamidi, einem Nachbardorf. Auch sie wurden in eine Kolonie verlegt, dürfen jedoch nicht mehr in ihr altes Dorf zurück. Auch sie hätten gerne Hilfe für das Anlegen der Höfe - leider gibt es dafür bis jetzt keine Sponsoren. (Das Foto zeigt die kleine Gemeinde vor ihrer provisorischen Kirche).

Wie es weitergeht, ist unklar. Der Sozialarbeiter Krishna Rao hatte am 9.1. einen schlimmen Motorradunfall. Er liegt im Krankenhaus und niemand weiß, wann er wieder arbeiten kann. So liegt die dritte Phase von Neu Koida erst einmal 'auf Eis'. Es sind noch längst nicht alle Familien mit Pflanzen und Saatgut versorgt.

Problem für alle: Wo bekommen sie Arbeit? Manche haben ihre Entschädigung, die ihnen über die zeit der Arbeitssuche helfen soll, bereits für Anbauten an die schlichten Häuser, Mauern etc. ausgegeben. So wird die Not vermutlich immer größer, sobald die restlichen rücklagen aufgebraucht sind.

Ergänzung 9.3.2023: Nun hat die NGO von Rev. S. Philip (Emmanuel Ministries) die III. Phase der Dorfentwicklung Neu Koida übernommen. Es sollen ein gemeinsamer Gemüsegarten und für viele Familien Hühner angeschafft, vor allem jedoch junge Leute ins Handwerk gebracht werden. Sofern sich nicht neue Sponsoren für ähnliche Projekte in anderen Kolonien finden, ist dieses Programm danach beendet. Wir danken dem Viebrock-Hilfsverein sehr herzlich. Ihr habt für die Entwciklung dieser Kolonie sehr viel bewirkt.

Projekt "Studygroups" für neue Kolonien ...

Die Partner in Indien planen, die bewährten Studygroups aus den Dörfern entlang des Flusses auch in den neuen Kolonien weiterzuführen. Vermutlich bedrf das Projekt einer Professionaisierung durch angestellte Lehrer. Auch müssen in den bisher geplanten 4 Zentren einfache Gebäude erstellt werden. Es werden z.Zt. Sponsoren gesucht. Einen Anfang für diese Initiative macht die Kirchengemeinde Kirchtimke. Sie spendet den Ertrag ihre Secenondhandbasars für die "Studygroups" in Südindien. Danke euch im Kirchenvorstand, im Basarteam und vor allem Reinhild Heitmann, die alles organisiert.

Es wird langsam grün ...

Jahreswechsel 2022/23: Nun wird es langsam grün un New Koida. Zuerst wurde mit dem Zaun-Programm begonnen und den Familien so private Grundstücke ermöglicht, jetzt werden Gemüse, Stauden und Bäume angepflanzt. Die 2. Phase des Dorfentwicklungsprogramms hat begonnen.

Koida ist nur ein Beispiel ...

Während der Reise im März 2022 besuchen wir eine der Siedlungen. Das Dorf Koida, das direkt an der Godavari liegt, wird hierhin umgesiedelt - zumindest die Menschen vom Stamm der Koya. Die Kodareddi und die Dalits kommen in andere, weit entlegene Orte. Somit wird nicht nur das Dorf, sondern auch die Kirchengemeinde in Koida zerrissen. Bibelfrau Pushpa zieht mit in diese Siedlung. Schon jetzt sind 7 Familien hier, darunter Irmiah mit Frau und Kindern. Er hat in einer Behörde Arbeit gefunden. Schlechter wird es den meisten ergehen, wenn sie umgesiedelt sind. Nur jene, die Dokumente vorweisen können, bekommen Land. Das ist sandig und schlecht. Arbeit bei Großgrundbesitzern wird es kaum geben. Die haben bereits ihre örtlichen Kulis. Die Leute in Koida werden nicht lange dort bleiben können. Der Fluß ist bereits aufgestaut. Die sonst breiten Sandbänke sind für immer verschwunden. Das Wasser ist nicht mehr trinkbar, es fehlt also Trinkwasser. Alle gehen davon aus, dass der Rest des Dorfes (wie 15 weitere Dörfer) vor oder während des nächsten Monsun im August/September umgesiedelt werden müssen.

Die Lebensbedingungen in den neuen Colonien sind gänzlich anders als jene am Fluss: Kein Wald in der Nähe, wo man Früchte und Feuerholz sammeln kann. Kein Platz und Futter für Rinder, Schafe und Ziegen. Kahle Hofstellen. Wer Zäune, Beete, Bepflanzung usw. finanziert, ist völlig unklar. Der Staat hat jetzt nach langem Zögern Übergangsgeld bewilligt. Hoffen wir, dass die Stammesfamilien es nicht verschwenden ... Die Umstellung auf die neue Lebensweise wird radikal sein. Gleich nebenan wird ein "Dorf" gebaut, das mindestens 2.000 Häuser hat. Es wird eine kleinen Stadt, ein Township. 

Wir werden die Umstellung gerade in diesem Dorf besonders beobachten und Sie weiter informieren. Wehmut kommt auf, als wir das für uns so oft besuchte Koida an der Godavari aufsuchen. Die lieblichen Täler bei der Anreise, alter Baumbestand, Palmenhaine, Pfauen und andere Wildtiere, der Fluss wie er bisher war - all das wird in einem riesigen Stausee versinken. Den Kontrast bilden diese Häusergettos. Eine kleine Familie hat 2, eine größere 3 Räume. Platz mag da sein - aber es fehlt das gesamte Umfeld zur Sicherung der Existenz. Irmiah mag es schaffen ... dass alle sich neu orientieren und ihr Einkommen sichern, bedarf riesiger Anstrengungen. 

FMD-Hilfe für christliche Familien - Bitte um Spenden

Der FMD führt auf Bitte der GSELC als Ergänzung für größere Hilfsprogramme kleinere Hilfen für von der Umsiedlung betroffene Familien durch. Die Projekte werden über Pastor S.Philip und die "Emmanuel NGO" abgewickelt.

Im ersten Projekt haben Sozialarbeiter den Familien und Gemeinden geholfen, in den neuen Kolonien Fuß zu fassen und sich auf die Umsiedlung vorzubereiten. Das Progamm war auf 3 Monate angesetzt und hat 3.100 € gekostet. Danke allen, die etwas gespendet haben!

Nun geht es mit einem Nachhilfeprogramm für Kinder aus 15 Dörfern, die in der 1. Phase umgesiedelt werden. Die oft schlecht gebildeten Kinder der Koya bekommen in einer Ferienaktion Nachhilfeunterricht und sollen unterstützt werden, das Niveau in den neuen Schulen zu erreichen.

Weitere überschaubare Projekte sind geplant. Damit wir handlungsfähig bleiben, bitten wir um Spenden zum Stichwort "Polavaram-Hilfe", freuen uns sehr und sind auf Ihre Hilfe angewiesen.

Jede Spende, jede Kollekte bewirkt in Indien viel Segen. Bei der Einführung des neuen Leiters der Missionarischen Dienste Thomas Steinke wurde bereits für dieses Projekt gesammelt und 333 € sind zusammengekommen. Im Abschlussgottesdienst der Grundkurse in Osnabrück und Engter kamen 500 € zusammen. Auch einige andere Gemeinden haben bereits Kollekten überwiesen. Danke!

Weitere Hilfsaktionen sind bereits in Planung: So soll auch nach der Ferienmaßnahme Kindern und Jugendlichen durch "Study Groups" geholfen werden, ihre Ziele in der Schule zu erreichen. In den alten Dörfern wurden solche Gruppen bereits begonnen, in den neuen Kolonien sollen sie fortgesetzt werden. Unsere Partner hoffen, dass so nicht nur den Kindern der Neuanfang erleichtert wird, sondern auch soziale Netzwerke der Christenfamilien in den neuen Siedlungen geknüpft werden können. Eine genaue Beschreibung des Vorhabens folgt demnächst.

Bitte helfen auch Sie weiter mit, den Menschen die Vertreibung aus ihrer Heimat zu erleichtern. Bitte bedenken Sie: Es sind keine Fremden - es sind Schwestern und Brüder in Christus! 

4. MAI 2022 - Förderung für Umsiedlung angelaufen

Die Kinder aus den Stammesdörfern werden nach Umsiedlung in neue Schulen kommen. Sie werden vermutlich große Probleme haben, dort die Unterrichtsziele zu erreichen und mit den anderen Kindern mitzuhalten. Deshalb hat die GSELC jetzt in 15 Dörfern (jenen die in der 1. Phase umgesiedelt werden sollen) ein 2-Monatiges Ferienprogramm mit Nachhilfeunterricht für GrundschülerInnen begonnen. Den Grundstock zur Finanzierung haben Gemeinden aus Osnabrück und Engter gelegt. Für 500 € wurde Material gekauft, Snacks und ein kleines Honorar für ehrenamtliche LehrerInnen. Wenn weitere Gemeinden sammeln, könnte es auch nach den Ferien weitergehen ...

28.12.2021 Entschädigung ab 18 Jahren?

So wurde es 2013 gesetzlich festgelegt. Als Stichtag für das Erreichen des 18. Lebensjahres wurde der Tag der Zustellung des Umsiedlungsbescheides angesetzt. Diesen bekamen die Betroffenen bereits 2006. NGOs und Stammesinitiativen gehen nun gerichtlich dagegen vor. Sie fordern, das Alter bei der tatsächlichen Umsiedlung zugrunde zu legen, um die Zukunft der jungen Leute zu sichern. Außerdem sind viele der in den Listen aufgeführten Namen jetzt in Ausbildung und leben nicht mehr in ihren Dörfern – und Mädchen haben geheiratet und tragen jetzt andere Namen. All diese Personen werden nicht entschädigt, nach Meinung der Anwälte eine riesige Ungerechtigkeit.

Außerdem wird berichtet, dass im Devipatnam-Mandal (Ost-Godavari) während einer Überschwemmung von 44 Dörfern 33 davon bereits umgesiedelt wurden. Diese Dörfer hat man nun aus der Förderung wegen der Umsiedlung der Polavaram-Opfer herausgenommen. Auch dagegen klagen die Stammesverbände. (Quelle: Deccan Cronicle 28.12.21)

7. Oktober 2021 Beratungs- und Begleitprojekt ist angelaufen

Das vom FMD geförderte Unterstützungsprogramm für christliche Familien, die wegen des Staudammprojektes zwangsweise umgesiedelt werden, ist angelaufen. In Chiguramamidi, einem Dorf direkt an der Godavari, trafen sich Betroffene aus mehreren Dörfern. 17 Männer und 23 Frauen wurden von zuständigen Politikern und Beamten über die Situation informiert und bekamen viele Hinweise für die Sicherung ihres Landes, den ihnen zustehenden Entschädigungen, die Bedingungen für den Schulbesuch der Kinder und Tipps zum Neuanfang in den zukünftigen Wohnorten. Rev. Philip gab Impulse zur Neugründung von Gemeinden und Kirchbauten in der neuen Heimat. 

Die Umsiedlung der Teilnehmenden steht kurz bevor. Sie werden von der Kirche weiter begleitet. Zwei ähnliche Meetings mit betroffenen Gemeindegliedern und diverse persönliche Beratungen sind in anderen Regionen geplant. Das Projekt läuft drei Monate. Im Januar 2022 wird voraussichtlich ein Folgeprojekt beginnen.

25.9.2021 Stand der Umsiedlungen - Korruptionsvorwürfe

Indische Zeitungen berichten von Korruptionsfällen bei der Entschädigung von Vertriebenen. So sollen z.B. im Dorf K.Kothagudem in 12 Fällen falsche Dokumente vorgelegt worden sein. Der Dorfvorsteher und die Behörden haben die Berechtigten mittels falscher Dokumente geprellt. Die TDP-Opposition fordert die Behörden auf, die Fälle aufzuklären, zu korrigieren und Schuldige zu bestrafen. Dies sei nur ein Beispiel großer Korruption bei den Entschädigungen.

Zugleich gibt die Projektleitung einen Zwischenbericht zu den Umsiedungen. Bis zum 14.9.2021 wurden 6.351 Familien umgesiedelt. 26 der neuen Kolonien sind fertiggestellt, 49 befinden sich noch im Bau bzw. bedürfen noch der Fertigstellung. Am Ende dieser Phase I sollen 20.946 Familien umgesiedelt sein. Der Wasserstand wird dann + 41,15 m betragen.

Die Phase II betrifft dann weitere 85.060 Familien. Sie muss abgeschlossen sein, bevor der Wasserstand auf + 45,72 m aufgestaut wurde. Insgesamt sind 106.006 Familien betroffen.

PS: Die Zahlen in den Berichten sind m.E. nicht unbedingt zuverlässig. Es werden oft unterschiedliche und voneinander abweichende Angaben gemacht - und je nach Zählweise und Bewertung trifft auch in Indien zu, was wir über Statistiken wissen.

31.8.2021 Neustart in der GSELC mit Emmanuel NGO

Das Foto zeigt die Planungsgruppe für die Hilfe der Polavaram-Opfer. Über Rev. Philip, dem Leiter der "Emmanuel-NGO", läuft die Administration und das Geld bei den Hilfen durch den FMD. Nach dem Tod von K.Daniel hat S. Paulraj, der neue Präsident der GSELC, dafür gesorgt, dass der Kontakt zu Rev. Philip in Kovvur wieder aufgenommen wurde. Rev. Philip hat, trotz der Trauer um seine gerade verstorbene Ehefrau, zugesagt, der GSELC bei der Hilfe für Polavaramopfer zu helfen.

Endlich präsentiert sich die Kirche wieder in Einheit: N.Daniel (Generalsekretär), S.Philip (Emmanuel church), Saibabu (Pastor) stehend, S.Paulraj (President GSELC) und Rev. Amos (Fizepräsident GSELC) sitzend in der Mitte. Rechts und links zwei Delegierte der Emmanuel-Gemeinde. Es wurde auch bereits ein Kommitee zur Durchführung der Polavaram-Hilfen gegründet, paritätisch besetzt durch Mitglieder der GSELC und Emmanuel-Gemeinde unter der Leitung von Rev. Philip.

24. August 2021: Umsiedlung nimmt Fahrt auf - Hilfe nötig

Die Grafik aus dem Indian Express von heute zeigt, dass etwa 1/5 der Umsiedlungen erfolgt sind. 5.600 Familien sollen in Kürze in die neuen Kolonien umziehen. Gleichzeitig gibt es diverse Mängel in den 73 neuen Kolonien. Die Infrastruktur ist oft nicht fertig, selbst wenn die Wohnhäuser stehen. Es fehlen fließend Wasser, Kanalisation und Toiletten, teilweise Elektrizität. 

Die Partner berichten derweil von frustrierten Stammes-Familien, die inzwischen in den neuen Siedlungen wohnen. Eines ihrer großen Probleme ist, dass sie ihre Lebensweise komplett verändern müssen. So ist z.B. die Haltung von freilaufenden Tieren (Ziegen, Schafe, Hühner) nicht oder kaum möglich.

Die GSELC ist mit dem indischen Kirchenbund UELCI im Gespräch. Es kommen Experten ins Gebiet und besuchen 5.000 Familien, die im Zuge der Umsiedlung unterstützt werden sollen. Das große Projekt wird vom ELM (Ev.Luth.Missionswerk Hermannsburg) und dem Luth. Weltbund unterstützt.

4. Juli 2021: Zigtausende obdachlos

Eine Kommission des India Forward Bloc (AIFB) kritisiert die Regierung und liefert krasse Zahlen. Insgesamt sind 58.858 Familien betroffen. 38.957 leben in East-Godavari in 234 Dörfern, 19.911 in West-Godavari in 137 Dörfern. Für alle zusammen wurden bisher nur 3 Rehabilitationscolonien gebaut, die auch noch nicht fertig sind. Für den Osten in Gokavaran und den Westen in Taduvai (nahe der Großstadt Jangareddigudem). Hier der Link. (Anmerkung: Wie man im Vergleich schnell sieht, schwanken die Zahlen zu den Betroffenen. Regierung und Kritiker zählen anders ...).

Das aus allen Parteien bestehende Team der AIFB fordert die Regierung auf, den Haushalt für die Umsiedlung von 400 crore (ca. 46 Mill. Euro) auf 1.200 crore (ca. 138 Mill. Euro) zu erhöhen. Für die Zeit bis zur Fertigstellung fordert das Team neben der finanziellen Entschädigung und monatlichen Unterstützung der Vertriebenen auch die Errichtung provisorischer Unterkünfte. Betont wird, dass besonders die Tribals ihrer Lebensgrundlagen beraubt werden und sie nun auch in wirtschaftlichen Ruin getrieben werden. Ein "Staffelfasten" für die Betroffenen wurde ausgerufen.

Anmerkung: Es ist im Grunde ein Skandal, dass sich erst jetzt aktive Politiker aus allen Parteien zusammentun, um öffentlich für die Vertriebenen einzustehen. Zwar gab es bisher in allen Parteien Einzelpersonen, dazu viele NGOs, Menschenrechtsgruppen und auch Bürgerinitiativen – aber es scheint, in den Parlamenten ging es immer primär um das Staudammprojekt und nur am Rande um die Opfer. Den vielen großen Worten sind jedenfalls viel zu wenig Taten gefolgt ... was leider aufgrund von Erfahrungen bei anderen Projekten Indiens bereits bei der Planung des Staudamms zu befürchten war. 

2. Juli 2021: Vertreibung für viele bisher ohne Alternative ...

Täglich gibt es in indischen Medien neue Meldungen zur Vertreibung von Tausenden durch das Wasser des Rückstaus. Der Kofferdamm (Haupdamm) ist nun 25 Meter hoch und hat keinen Durchlauf mehr. Der Überlauf mit den offenen Toren lässt viel weniger Wasser durch, als der Fluss heranbringt. Es hat zusätzlich verfrüht zu regnen begonnen. Viel Ackerland ist bereits überschwemmt und kann nicht bestellt werden. Tribals sind in die Hügel geflohen, fordern Umsiedlung. Die neuen Siedlungen sind jedoch nicht fertig. Dalits fordern Entschädigungen und gehen bisher leer aus. Es gibt Demos und Proteste. Auch die Sabari hinauf bis nach Chinturu und später Odisha müssen Menschen vor dem Wasser fliehen. Am Zusammenfluss Sabari und Godavari bei Kunavaram ist ein riesiger See entstanden. Auch bereits viele Gemeinden der GSELC sind betroffen (V.R. Puram, Koyda und alle Dörfer direkt am Fluß).

Erste Umsiedlungen beginnen ...

Es geht los. Tausende müssen ihre Heimat verlassen. Der Rückstau des Wassers nach Schließung des Kofferdamms bei Polavaram zwingt bereits ohne zusätzliche Wassermassen Menschen aus 20 Dörfern zur Flucht. Wenn zwischen Mitte Juli und September der Monsun kommt, wird es viel, viel schlimmer. Uns erreicht ein trauriges Video: In Koida, dem östlichsten Dorf mit einer Gemeinde aus der GSELC werden die Leute evakuiert. Viel zu früh im Jahresverlauf ist der Fluss wegen der Teilstauung über die Ufer getreten. Die Leute verlassen ein letztes Mal ihre Häuser und Hütten. Weitere Infos hier.

Wir bekommen Listen mit Zahlen zu vertrauten Namen von Landkreisen und jetzt umzusiedelnden Familien: Kukunooru 3024, Verlurerupadu 4.094, Polavaram 3.311, Devipatnam 5.142, V.R.Puram 2.124, Kunavaram 217.

Wohin die Familien kommen, berichten wir später. Auch wie es dort beginnt usw. werden wir verfolgen. Kleine Hilfen vom FMD werden sicher erforderlich. Wenn Sie spenden möchten, vermerken Sie bitte "Umsiedlung Polavaram".

Einige Zahlen vom 9. Juni:

Erst 20% der Umsiedlungen sind vorgenommen. 3.600 Familien sind in 25 Siedlungen verbracht worden. 90 weitere Siedlungen sind im Bau. 21 davon sollen im Juni, 31 bis Ende Juli fertig werden, bis Ende August sollen 84 Siedlungen bezogen werden und dann 16.000 Familien umgesiedelt sein. Insgesamt werden für 17.000 Familien Häuser gebaut – so jedenfalls die Ankündigungen der Regierung von Andhra Pradesh.

Wegen Corona Umsiedlungen verschoben

Wegen der Corona-Krise wurden erste Umsiedlungen wegen des Polavaram-Staudamms verschoben. Im Mai sollen nun größere Umsiedlungen vorgenommen werden. Ein Artikel im New Indian Express liefert interessante Zahlen dazu.

Das Projekt besteht aus zwei Stausperren: Der 1.110 m lange aus Beton gegossene Staudamm (Überlauf, Spillway) hat 53 Blöcke mit 48 Toren dazwischen. Im Moment sind von den geplanten 54 m Höhe der Pfeiler erst 34 m erreicht. Wenn 42,5 m erreicht sind und sämtliche Tore eingebaut, ist das Bauwerk funktionsfähig.

Der Kofferdamm muss dann allerdings ebenfalls fertig gestellt werden. Er wird aus Felsblöcken und Erde aufgeschüttet und ist 1.200 m lang und 42,5 m hoch.

Die Regierung hat einen Aktionsplan für die Umsiedlung vorgelegt (R&R = Rehabilitation & Resettlement). Bis der Damm 41,15 m hoch ist, müssen 17.860 Familien umgesiedelt werden. Für sie wurden 11.500 Häuser in 47 Kolonien errichtet.

Bis Erreichen einer Stauhöhe von 45,72 m (spätere Tiefe des Stausees) müssen insgesamt 105.601 Familien umgesiedelt werden. (Aktualisierung: Stand 4/2023: 106.006 Familien aus 595 Dörfern in geplante 215 neue Kolonien).

Die Regierung betont, dass die Vorgängerregierung ihre Ziele nicht erreicht hat, nun jedoch mit Hochdruck, auch trotz Corona, an allen Bauten gearbeitet wird. So werden auch die Kanäle mit den Tunneln fertig gestellt und weitere Hügel abgetragen.

Zur Lage der GSELC: Die UELCI (Indischer Kirchenbund luth. Kirchen) wird einen Entwurf für Hilfsprogramme vorlegen. Gemeinden müssen ebenfalls verlegt werden. Teilweise werden sie auseinandergerissen und in unterschiedliche Kolonien umgesiedelt. Es gibt noch diverse Ungerechtigkeiten in den Entschädigungen. Zudem wird das Geld immer knapper. Wir gehen davon aus, dass die Kirchen, auch der luth. Weltbund und das ELM, die Geschwister der GSELC unterstützen. Wenn es konkrete und kleiner Hilfsprojekte gibt, die darüber hinaus unbedingt erforderlich sind, werden vermutlich auch Anfragen an den FMD gestellt.

Im Landkreis (Mandal) Velerupadu werden jetzt die ersten 15 Dörfer umgesiedelt. Gleiches gilt für 19 Dörfer im Landkreis Polavaram. Wenn der Fluss während des Monsuns steigt, wird er Dörfer und Felder überschwemmen, da er bereits beim Projekt des Polavaram-Staudamms teilweise aufgestaut wird. Der Damm wird dann 41,5 Meter hoch sein. 

Im Bereich Velerupadu leben in allen Dörfern christliche Familien, in manchen auch Gemeinden und Kirchen. Betroffen sind die bei uns gut bekannten Dörfer Koyda, Yedavalli, Telupalli, Koturu u.a. - also jene Orde, die direkt am Steilufer des Flusses liegen. Die bisher wunderschönen Täler mit Feldern, Wald und kleinen Bachläufen werden überschwemmt. 

Umgesiedelt werden die Bewohner (ca. 7.000 Familien) in den Süden. Im Bereich der großen Dörfer Tadvai, Buttayagudem, Doramamidi, Rachannagudem und Mulagala wurden große neue Siedlungen errichtet, in denen je etwa 500 Familien, also weit über tausend Menschen leben sollen. Bis zum 15.8. soll die Umsiedlung abgeschlossen sein. Jede Familie soll 2 acre (knapp 1 Hektar) Ackerland und 6.36.000 Rupien ( ca. 7.700 €) Entschädigung bekommen.

Hier finden Sie die Infos zur ersten Umsiedlung.

Hier gibt es weitere Hintergründe und aktuelle Nachrichten zum Polavaram-Projekt.

Das Bild zeigt einige der neuen Häuser für Deportierte. Sie sind im Vergleich zu den jetzigen Hütten stabil und komfortabel. Es gibt auch noch etwas größere als diese mit 3 Räumen - aber der Lebensweise der Stammesangehörigen (Koya-Stamm) entsprechen solche Gebäude nicht und wie klimafreundlich sie sich  im Monsun erweisen, oder in großer Hitze, erscheint fraglich. Die Familien werden sich komplett umstellen müssen ...

Dies betrifft ohne Übertreibung alle Bereiche: Die Grundstücke sind klein, noch gibt es weder Arbeit noch ausreichend Felder. Der Wald als Nahrungsquelle ist nicht mehr zugänglich. Zwar werden 2 acre verlorenen Landes ersetzt - doch dies reicht nicht zum Überleben. 

Die Familien haben sich lange geweigert, ihr Dorf zu verlassen. Die vorige Regierung hat jeder Familie 1,8 lakh Rupien (heute 2.100 €) als Übergangshilfe versprochen. Die neue Regierung hat sogar 10 lakh zugesagt (ca. 11.500 €). Gesehen haben die Leute bis heute nichts. Trotzdem soll die Umsiedlung Ende Juli durchgeführt werden, notfalls mit Polizei. Kurz vor Deportation ist die Rede von ca. 7.700 € Entschädigung. 

Insgesamt vom Polavaram-Projekt betroffen sind 105.601 Familien - 70.929 in East Godavari und 34.672 in West Godavari. 

Hier finden Sie ein paar sehr persönliche Gedanken von Hermann Brünjes zur Umsiedlung.

GSELC-Gemeinden im Umbruch

Für die Christen stellt sich ein weiteres Problem: Die Gemeinden sind zerrissen. Stammesleute und Hindukasten werden in getrennte Dörfer umgesiedelt. So werden die bisher gemischten Christengemeinden zersplittert. Ob es Kirchbauten gibt, bleibt noch offen. Die GSELC verhandelt mit den Politikern. 

Erschwert wird der Prozess durch die Corona-Krise. Die Region befindet sich wegen einiger Infektionen noch im Lockdown. Die Umsiedlung soll dennoch erfolgen, angeblich unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Die Kirchenleitung in Kooperation mit NGOs war mit ihren Eingaben zur Verschiebung erfolglos. 

Die Informationen bekommen wir außer durch Presseberichte aus Indien von unseren Partnern per WhatsApp und in Telefonaten. Sie lassen grüßen und bitten herzlich um unsere Gebete. Hier drucken wir einen Brief (ins Deutsche übertragen) ab, der uns am 7.7. erreicht hat:

Rehabilitation und Neuansiedlung der betroffenen Personen und Familien des Polavaram-Projekts

Das Bewässerungsprojekt Polavaram, das am Fluss Godavari durchgeführt wird, ist ein Mehrzweck-Reservoir, das 2,91 Hektar Bewässerung und 540 Dörfer mit Trinkwasser versorgt. Viele Stämme, die von geringfügigen Waldprodukten abhängig waren, wurden entwurzelt und an Orte gebracht, an denen es keine Existenzgrundlage gibt.

1.626 Familien, die zur GSELC gehören, d. h. 4012 Menschen aus 24 Dörfern, ziehen in fremde Orte (dies nur von der Südseite der Godavari – die Nordseite folgt). Die meisten von ihnen sind Tagelöhner, kleine Landwirte und Handwerker wie Schreiner, Schneider usw. Die Regierung verlegt sie in neue Häuser, die sich in teilweise städtischen Siedlungen befinden.

Die Regierung entschädigt registrierte Grundstücke durch den Ersatz von Feldern anderswo. Viele unserer Kirchenfamilien hatten kein registriertes Land, aber mit Hilfe von Regierungsbeamten erhielten einige von ihnen eine Entschädigung für nicht registriertes Land, das ihnen jedoch seit vielen Jahren gehört. Bei einigen Familien, die kein Ackerland haben, ist die Situation jedoch völlig anders. Sie sind hauptsächlich von Handwerk abhängig. Die Stammesangehörigen leben von der Landwirtschaft, Forstprodukten, Geflügel- und Schafzucht usw. All dies wird bei diesem Umstellungsprozess verloren gehen und so verlieren die Familien ihre Einkommensquelle. Zudem sind die Meisten in ihrem täglichen Leben hauptsächlich auf Waldprodukte angewiesen.

Die Rehabilitation und Neuansiedlung der betroffenen Personen und Familien erfolgt gemäß den geltenden Richtlinien. Die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat und Umfeld ist jedoch das Hauptproblem.

Auch die Kirche verliert: Mitglieder und Vermögen. Wir bitten Regierungsbeamte um Kirchengebäude und erwarten eine positive Antwort von der Regierung.

Das Hauptproblem der Stammesangehörigen ist für sie der Lebensunterhalt in einem neuen Gebiet. Da die meisten von ihnen Analphabeten sind, mangelt es an Bewusstsein für Technologie und Kommunikationsfähigkeiten. Sie werden und müssen vor allem um den täglichen Bedarf kämpfen, weil sie in diesem städtischen Gebiet keine regelmäßige Arbeit finden.

Die Regierung kündigte an, Transportmöglichkeiten für die Verlagerung zu übernehmen und Familien ein Jahr lang mit einem nominalen Betrag monatlich zu unterstützen. Diese Hilfe wird jedoch nicht ausreichen, um die Familien zu ernähren.

Gemeinden werden durch diesen Verschiebungsprozess geteilt, d. h. Häuser von Stammesvölkern, werden den ausgewiesenen neuen Stammesdörfern zugewiesen, Nicht-Stammesangehörige werden in andere Regionen umgesiedelt. Das ist sehr schlecht für die Zukunft der Kirche. Die Kirche ist sehr traurig darüber, dass sie die gemischten Gemeinschaften in den Kirchengemeinden verloren hat.

Die Kinder werden sich mit der Zeit zwar schulisch entwickeln, aber in den ersten Tagen und Monaten sehr leiden und kämpfen müssen, um die Unterrichtsziele im städtischen Gebiet zu erreichen. Unsere Stammeskinder können nicht gut Englisch und Fachsprachen. Es ist definitiv ein Problem für ihre Studien. Einige der Stammeskinder können nicht einmal gut Telugu, weil sie in ihrer traditionellen Sprache geboren und aufgewachsen sind.

Stammeskultur und -traditionen haben eine jahrtausendlange Geschichte und der Lebensstil ist gesund und gut für die Umwelt. Auf jeden Fall wird es den Stammesangehörigen Kultur und Traditionen kosten. Ihr neuer Lebensstil ist komplizierter und komplexer als ihr heutiger Lebensstil.

Die Kirche möchte in dieser Hinsicht helfen, aber mit unserer eigenen finanziellen Kraft ist es nicht möglich. Wir bitten Sie und euch deshalb darum, diese Hilfe für die Zukunft der Kirche und den armen Familien zu ermöglichen.

Erstens wollen wir Kirchengemeinden in bestimmten Gebieten mit Pastoren und verfügbaren Ressourcen wieder aufbauen. Später wollen wir versuchen, alle Mitglieder der Kirche wieder zu erreichen und die Kontakte zwischen allen zu verbessern. Wir freuen uns sehr, dass unsere Familien spirituelle Stärke und Zuneigung in der Gemeinde zeigen und sich mit der GSELC stark identifizieren. Wir wollen diese spirituelle Stärke und Einheit in der Kirche nicht verlieren.

Als finanzielle Hilfe möchten wir den Familien zwei Monate lang helfen, ihre grundlegenden Bedürfnisse besser zu decken. Es wird viel kosten, deshalb bitten wir Sie um Hilfe. Als Kirche wollen wir, dass unsere Leute glücklich sind und sichtbar gut mit der Situation umgehen können. Für ihr Überleben wollen wir Schulung zur Kompetenzentwicklung für lebensnotwendige Kenntnisse bereitstellen.

Durch Sensibilisierung für Selbstständigkeitsprogramme wie Schneiderei, Schreinerarbeiten, Geflügel auf kleinem Raum, Kindergartenplantage und Gemüsegarten für Haushalts- und Geschäftszwecke kann ihnen geholfen werden.

Für unsere Kinder, die Englischunterricht bekommen, helfen Computer und Kommunikation ihnen beim Lernen, und Lerngruppenzentren in diesen neuen Bereichen werden unseren Kindern viel helfen. Heutzutage muss Computerarbeit in jeder Organisation, für Beschäftigung und Selbstständigkeit wie E-Seva, Me-Seva und Rechenzentren, Computerwissen und Bildung erforderlich sein. Indem diese Ausbildung unserer Jugend angeboten wird, wird ihnen sehr geholfen. Ausbildungszentren für Schreiner, Schneider und andere Handberufe werden unseren kirchlichen Jugendlichen, Witwen, Waisen, Halbwaisen und körperlich behinderten Menschen sehr helfen.

Bitte denken Sie über dieses Polavaram-Umsiedlungs-Probleme in GSELC-Kirchenfamilien und in GSELC-Kirchengemeinden und ihre Zukunft nach.

Wir bitten Sie um Hilfe.

Wir wollen, dass unsere Leute die Probleme in Gemeinschaft lösen können. Wir beten für sie und Bitten Euch und Sie um Gebet. Bitte denkt an uns.

Vandanalu, in Christus verbunden

Rev. K.Daniel (President GSELC)

7.7.2020