
Bereits seit Jahren bekam der in Südindien bekannte und beliebte Prediger Praveen Pagadala Drohungen von militanten Hindus, etwa von Shiva Shakthi aus Hyderabad. Nun hat man ihn in Rajahmundri, einer Stadt an der Godavari in Andhra Pradesh tot aufgefunden. Viele Demonstrationen mit bis zu 100.000 Teilnehmenden in Andhra Pradesh und Telangana sind die Folge. Mit dem Slogan „Wir wollen Gerechtigkeit!“ gehen Christen und mit ihnen viele Regierungskritiker auf die Straße.
Die Umstände des Todes sind mysteriös. Polizei und Behörden behaupten, der Prediger sei mit dem Motorrad aus Hyderabad gekommen, wo er eine Softwarefirma mit Kontakten nach Amerika betreibt und nach Missionstätigkeit in Madhya Pradesh nun zusammen mit anderen eine Kirche leitet. In Rajahmundry baute er gerade eine Bibelschule auf, wollte den Bauprozess begleiten und als Redner bei diversen christlichen Veranstaltungen auftreten.
Angeblich habe der Evangelist sein Motorrad von Hyderabad nach Rajahmundry überführt, in Vijayavada drei Stunden am Straßenrand geschlafen, dann Alkohol getrunken und in Rajahmundry einen tödlichen Unfall gehabt. Die Autopsie habe sowohl den Unfall als auch Alkoholkonsum bestätigt.
Christen, Muslime und große Teile der Bevölkerung bestreiten diese Version vehement und behaupten, der erst nach 12 Tagen veröffentlichte Autopsiebericht sei ein von der mit der BJP verbundenen Regierungspartei und den Behörden betriebener Fake. Anwälte aus den USA wurden eingeschaltet und untermauern die Version der Kritiker. Sie gehen davon aus, das extreme Hindus ein sorgfältig geplantes Attentat auf den verhassten Christen ausgeübt haben. Viele Details und Widersprüche der behördlichen Darstellung sprechen dafür, dass dieser angebliche Unfall tatsächlich ein brutaler Mord war, der von der den radikalen Hindus nahestehenden Behörden gedeckt wird. Vor der Menschenrechtskommission in Genf wurde bereits ein Verfahren eingeleitet. Aus diversen Ländern (z.B. Kanada) kommen bereits Forderungen von diplomatischen Konsequenzen und Sanktionen. Die RSS soll z.B. in die Liste krimineller Vereinigungen aufgenommen werden.
Auch der mit dem FMD seit Jahrzehnten verbundene Pastor S. Philip aus Kovvur hat sich für die Demonstrationen in seiner Stadt engagiert. Die Polizei hat alle Pastoren unter Beobachtung gestellt und überwacht sogar deren Kommunikation. Der am 24.4. ermordete Praveen Pagadala hinterlässt eine Ehefrau und zwei Kinder.
Hintergrund: Die BJP (Bharatiya Janatha Party) regiert Indien seit inzwischen 11 Jahren unter Premierminister Narendra Modi. Während seiner ersten Amtszeit hielt sich dieser im RSS-Kader aktive Politiker noch zurück, dann jedoch arbeitete er aktiv daran, aus Indien einen Hindu-Staat zu machen und die säkulare Verfassung von innen heraus zu demontieren. Die RSS (Rastriya Swayam Savak) ist der militante Arm der Hindunationalisten und verbreitet in den letzten Jahren unter Muslimen und Christen Schrecken und Terror. Es gab diverse Pogrome, Angriffe auf Kirchen und Moscheen und im öffentlichen Leben werden Nichthindus mehr und mehr diskriminiert. Die Situation in den indischen Bundesstaaten ist verschieden. Wo immer jedoch die BJP mitregiert, wird Christen und anderen Minderheiten das Leben erschwert und die Ausübung ihrer Religion entgegen der Verfassung behindert. In den letzten Jahren haben die Repressalien gegen Christen extrem zugenommen.
Nun wehren sich in Andhra Pradesh und Telangana die Christen erstmals sichtbar und öffentlich. Man geht vor Gericht, die Massen gehen auf die Straße und Medien und Öffentlichkeit werden eingeschaltet. Auch um internationale Aufmerksamkeit wird geworben.