Trauer um Christian Lehmann

26. August 2025

Wir trauern um einen guten Freund und Bruder ...

Heute wurde in Harsefeld Pastor Christian Lehmann beerdigt. Viele Verwandte, Freunde und Freundinnen und Kolleginnen und Kollegen gaben ihm das letzte Geleit. Christian starb am 18.8.2025. Er wurde 71 Jahre alt. Im Gebet denken wir besonders an ihn, seine Frau Gunhild und ihre beiden Söhne Philip und Jakob mit ihren Familien. Die Trauerfeier war mit Jesu Wort, zugleich Christians und Gunhilds Trauspruch, aus Johannes 15,5 überschrieben:

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“

Christian sieht nun, was er geglaubt und verkündigt hat. Wir sehen die Früchte seines Wirkens und erinnern uns an all das Gute, was Gott durch ihn an uns und vielen anderen gewirkt hat. Menschen in vielen Ländern der Welt hat Christian das Evangelium verkündigt.

Er war sein Leben lang mit dem FMD und dem MZ Hanstedt verbunden. Christian gehörte zur ‚Hanstedt-Familie‘, jene Seminaristen mit Partnern, die 1979 das MZ zusammen mit Eckard Krause begonnen haben, ist also Teil des ‚Urgesteins‘ der Arbeit in Hanstedt. 1979 hat er als Vorstandsmitglied die Satzung des FMD e.V. beim Notar unterschrieben. Für ein Jahr (1980-1981) hat er sogar hauptamtlich im MZ mitgearbeitet. Er hat das Büro geleitet und z.B. den Leitfaden für Zivildienstleistende auf aktuellen Stand gebracht. Zudem haben er und seine Frau Gunhild über Jahrzehnte im MZ diverse Tagungen durchgeführt, besonders das Seminar „Stufen des Lebens“. Für solche Projekte schlug Christians Herz. Er wollte Menschen für Christus gewinnen und sie zum Glauben einladen. Dabei war er nüchtern und sachlich, kein emotionaler Überflieger, sondern jemand mit beiden Beinen auf dem Boden. So setzte er gerade in den Aufbruchsjahren der Arbeit in Hanstedt einen wichtigen Akzent und verhalf dem FMD als junger und begeisterter Initiative zu einer menschlichen, realistischen und theologisch ausgewogenen Frömmigkeit.

Die Entwicklung Christians wurde in der Trauerfeier von Pastor Hermann Heinrich, er ihn auch beerdigte, ausführlich gewürdigt. Aufgewachsen in Gerdau (Landkreis Uelzen) war er dort in der Jugendarbeit aktiv und bereits mit 16 fanden sich Christian und Gunhild. 1979 heirateten sie. 1973 war Christian Mitglied der Hausgemeinde im Haus Lutterloh. Die Kirchengemeinde Gerdau pflegte damals Kontakte zur Hermannsburger Mission. Christian lernte viele Missionare kennen und sah sich berufen, ebenfalls diesen Weg zu gehen. Von 1973-79 besuchte er das Missionsseminar und engagierte sich dort im ‚Lutterloh-Kreis‘, in dem Seminaristen zusammen mit Pastor Eckard Krause das Haus Lutterloh mit Leben füllten und später samt Ehepartnern zum Hanstedt-Kreis wurde. Sein Vikariat hat Christian 1980 in Hamburg-Marmstorf und in Puerto Mont im äußersten Süden Chiles gemacht.  Nach seinem Zwischenstopp in Hanstedt ging der Theologe dann für 6 Jahre nach Teheran in den Iran. Dort arbeitete er bis 1987. Die letzten Jahre hat er sich also auch im islamischen Regime unter Khomeini im Untergrund um die Christen gekümmert, bis er mit seiner Familie das Land verlassen musste. 1988 bis 1995 wurde Christian dann nach Südafrika, in die St. Martini-Gemeinde Kapstadt entsandt. Wieder endete sein Aufenthalt mit einem Umsturz. Das Apartheits-Regime brach zusammen, als die  Zeit der Entsendung durch die EKD zuende ging und Familie Lehmann, nun mit Söhnen Jakob und Philip zurück nach Deutschland kamen.

Nicht ohne Grund haben viele damals Christian als bewährt in Krisen erlebt. Als er 1995 für den Gemeindedienst des Missionswerkes in Hermannsburg (ELM) in den Sprengel Stade entsandt wurde, wählte die Familie ganz bewusst die gerade von einer großen Krise belastete Kirchengemeinde Harsefeld. Auch hier half Christian, zu neuer Ordnung zu kommen und die Konflikte zu befrieden. Zum Ende seines beruflichen Wirkens war Christian Referent des ELM für das südliche Afrika und hatte sein Büro in Hannover.

2013 musste Christian Lehmann dann leider aus dem aktiven Dienst ausscheiden. Er bekam eine PLS (Primäre Lateralsklerose), eine neurodegenerative Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft. Das Sprechen fiel ihm schwer und er war weniger belastbar. Christian hat jetzt noch mehr gelesen als zuvor und seiner Einschränkung zum Trotz versucht, sich weiter einzubringen. So hat er u.a. seine Frau Gunhild bei ‚Stufen des Lebens‘ unterstützt, bis es einfach nicht mehr ging. Im August 2025 bekam er einen Herzinfarkt, der am Ende zu seinem Tod führte. Man kann auch sagen: Unser guter Gott hat Christian abberufen. Er ist friedlich eingeschlafen. Bei aller Trauer und einem schmerzlichen Abschied: Die Lob- und Danklieder der Trauerfeier drückten aus, was die meisten der Trauernden in der vollen Harsefelder Kirche empfanden.

Im Anschluss an die Beisetzung auf dem Harsefelder Friedhof waren die Trauergäste in den Gemeindesaal eingeladen worden, um einander zu begegnen und sich mit Kaffee, Kuchen und Schnittchen zu stärken. Die Ehrenamtlichen aus Harsefeld versorgte die vielen Gäste und drückten so auf ihre Weise ihre Dankbarkeit aus. Die Begegnung hatte etwas wirklich Besonderes: Weggefährten aus allen Lebensbereichen Christians sahen sich wieder und erzählten von ihren Erlebnissen mit Christian. Er war auch ein Mann mit speziellem, verschmitztem Humor. Jede und jeder hatte da seine eigene Anekdote zu erzählen.

2017, im Jahr des Reformations-Jubiläums, hat sich Christian eine große Lutherrose auf den Oberarm tätowieren lassen. Er meinte mir gegenüber verschmitzt: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Ja, Christian war durch und durch Lutheraner. Allein Jesus, allein die Schrift, allein der Glaube, allein aus Gnade gerettet. Die Bedeutung der Lutherrose war so etwas wie ein Programm für sein Denken und Wirken. In der Mitte und im Herzen das Kreuz Jesu, umgeben von den weißen Blättern Glaube, Freude, Liebe, Trost und Friede. Wenn wir auch nur ein bisschen auf Christian Lehmann selbst achten und hören in unserer Trauer, so werden wir ihn dankbar loslassen können. Er ist jetzt in Gottes Hand! Zugleich werden wir den durch Christian erfahrenen Segen Gottes weitergeben. So wäre es jedenfalls im Sinne unseres verstorbenen Partners, Freundes, Kollegen und Bruders.

Hermann Brünjes